Vernetzung und Erfahrungsaustausch zum Wohle der Menschen mit Conterganschädigung, das ist das erklärte Ziel der multidisziplinären medizinischen Kompetenzzentren (MMK) für Menschen mit Conterganschädigung. Zum ersten Mal in der Rolle des Gastgebers für ein Regionaltreffen der Kompetenzzentren zeigte sich die Johannesbad Fachklinik & Johannesbad Raupennest in Altenberg. Dieses Treffen bot eine wertvolle Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, Synergien zu schaffen und die Zusammenarbeit innerhalb der verschiedenen Kompetenzzentren weiter zu stärken. Am vergangenen Mittwoch, 24.09.2025 begrüßten Chefarzt Dr. Friedemann Steinfeldt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Chirotherapie, Rehabilitationswesen und Sozialmedizin sowie Klinik-Geschäftsführerin Anke Gundel gemeinsam Chefärztin Katja Biel von der Klinik Hoher Meißner in Bad Sooden-Allendorf. Die Klinik Hoher Meißner – ebenfalls von der Conterganstiftung gefördertes Kompetenzzentrum – verfügt bereits seit 2013 über eine spezielle Abteilung zur Rehabilitation von Menschen mit Conterganschädigung. Im Rahmen des Regionaltreffens war auch eine Delegation des Bayerischen Contergangeschädigten-Hilfswerks zu Gast. Diese setzte sich aus Sylvia Mildner, Antje Jocher und Marita Pachter-Liebl, dem Vorstandsteam des Hilfswerks für Gliedmaßengeschädigte e.V. sowie Joe Trebes, Beirat des Landesverbands Bayern und Kassier des Bundesverbandes der Contergangeschädigten, zusammen.
Den fachlichen Austausch vorantreiben
„Wir wünschen uns den intensiven Austausch über die vielfältigen Aspekte der Arbeit mit Patientinnen und Patienten mit Conterganschädigung und erhoffen uns von den weitreichenden Erfahrungen der Klinik Hoher Meißner in Bad Sooden-Allendorf zu partizipieren, da wir selbst erst seit drei Jahren Kompetenzzentrum sind und uns noch einen höheren Bekanntheitsgrad bei der Zielgruppe erarbeiten müssen,“ erklärte Gastgeber Dr. Friedemann Steinfeld, Chefarzt an der Johannesbad Fachklinik & Johannesbad Raupennest in Altenberg zur Begrüßung. „Für die Zielgruppe der Menschen mit Conterganschädigung, haben wir in Altenberg viel zu bieten: Neben großem Knowhow in der Orthopädie, einschließlich Umgang mit Fehlbildungen des Haltungs- und Bewegungsapparates, bieten wir seit Beginn der Förderung durch die Conterganstiftung 2022 zusätzlich noch spezialisierte Infrastruktur und Ausstattung“. So seien in Altenberg nicht nur zwei ergonomisch eingerichtete Patientenzimmer entstanden, die mit höhenverstellbaren Sanitäreinrichtungen, Dusch-WC, Duschfön, automatischem Türöffner und weiteren Ausstattungsmerkmalen für höchsten Komfort sorgen, sondern es sei auch in anderen Klinikbereichen Barrierefreiheit geschaffen worden. Beispielsweise wurden die Türen zur Bäderlandschaft auf Automatikbetrieb umgerüstet, höhenverstellbare Tische im Speisesaal eingerichtet und diverse Hilfsmittel und Trainingsgeräte angeschafft. „Unser Ziel: Menschen mit Conterganschädigung sollen sich hier maximal wohlfühlen und autark bewegen können“, so Chefarzt Dr. Steinfeldt, der nach der Begrüßung seiner Gäste durch das Haus führte, sodass sich alle Teilnehmenden von den angesprochenen Vorzügen der Einrichtung überzeugen konnten.
„Wir sind mit unserem Team von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften im Hinblick auf die Bedürfnisse von pflegeaufwändigen Patienten sehr gut aufgestellt. Mit umfangreichen Therapieressourcen und der weitläufigen Bäderlandschaft als Therapiemöglichkeit können wir Patienten, die aus dem gesamten Bundesgebiet zur Reha, Anschlussheilbehandlung oder zu einer privat finanzierten Gesundheitskur zu uns kommen, eine große Bandbreite an therapeutischen Unterstützungsangeboten bieten“, erklärte Dr. Steinfeldt.
Begeistert über die therapeutischen Möglichkeiten im Johannesbad
Die Gäste zeigten sich nach einem Rundgang durch die Klinik beeindruckt von den therapeutischen Rahmenbedingungen: Chefärztin Katja Biel aus Bad Sooden-Allendorf war insbesondere von der großen Bäderlandschaft der Klinik und von den komplementärmedizinischen Möglichkeiten der klinikeigenen Abteilung für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) begeistert: „Ich freue mich über den sehr praxisorientierten Austausch und nehme hier viele Anregungen und Ideen für die Arbeit in Bad Sooden-Allendorf mit“, erklärte die Chefärztin. Auch die Delegation des bayerischen Contergangeschädigten-Hilfswerks zeigte sich angetan von den Therapiemöglichkeiten, dem Leistungsumfang der Angebote und den speziellen Anpassungen der Patientenzimmer in Altenberg. Dr. Steinfeldt resümierte: „Wir haben einen sehr guten Draht zueinander gefunden und werden den künftigen themenbezogenen Austausch zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten mit Conterganschädigung weiter pflegen!“
Ziel: Vorbildliche Angebote der Versorgung noch besser nutzen
Dieter Hackler, Vorsitzender des Vorstandes der Conterganstiftung erklärt: „Die orthopädische und chirotherapeutische Versorgung der Menschen mit Conterganschädigung, wie sie an der Johannesbad Fachklinik in Altenberg praktiziert wird, ist vorbildlich und wir wünschen uns, dass noch mehr Menschen mit Conterganschädigung diese Angebote nutzen, die mit Unterstützung der Conterganstiftung geschaffen worden sind.“ Zur Bedeutung der Regionaltreffen der medizinischen Kompetenzzentren sagt der Vorstandsvorsitzende: „Die Regionaltreffen sind wichtig für den Austausch unter den Medizinerinnen und Medizinern. Ich freue mich daher, dass in diesem Herbst auch in anderen Regionen wieder der regionale Austausch gepflegt wird. Er trägt zur Verbesserung der Versorgung der Betroffenen bei.“
Die Conterganstiftung
Vor gut 60 Jahren sorgte das Medikament Contergan für den ersten Arzneimittelskandal im Deutschland der Nachkriegszeit. Zwischen 1958 und 1963 gebaren Mütter, die das Mittel eingenommen hatten, Kinder mit orthopädischen und inneren Schäden sowie Hals-Nasen-Ohren-Schäden und Augenschäden. Viele von ihnen starben. Heute leben noch etwa 2.300 bei der Stiftung anerkannte Menschen mit Conterganschädigung allein in Deutschland. Im Dezember 1971 wurde die Stiftung durch Beschluss des Deutschen Bundestags ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital wurde bei Stiftungsgründung von dem Pharmaunternehmen Grünenthal und dem Bund zu gleichen Teilen eingebracht. Seitdem die Gelder für Zahlungen an die Betroffenen aufgebraucht sind, bestreitet der Bund die Zahlungen zu hundert Prozent aus seinen Mitteln.
Kontakt
Conterganstiftung
Matthias Moeller
An den Gelenkbogenhallen 2-6
50679 Köln
0221 3673-3303
geschaeftsstelle@contergan.bund.de
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